...sind nicht mehr was sie mal waren: Nicht nur in vulkanischer Hinsicht, sondern auch bezüglich der Wetterzuverlässigkeit.
Denn wir wollten natürlich dem miesen Nordeuropäischen Winterwetter entfliehen und uns ordentlich in die Saison einfliegen. Um es vorweg zu nehmen: Sonne hatten wir genug, fliegerisch war es etwas durchwachsen wegen eines hartnäckigen Höhentiefs.
Paul hatte es schon irgendwie vorbestellt und geahnt: Beim letzten Mal hab ich fast nix von La Palma gesehen, gegen ein paar Wandertage hab ich nix. Diesmal hatten wir dank des Höhentiefs gleich mehrere Gelegenheiten zu ausgiebigen Wanderungen bei föhnigem Wetter.
Denn genau das gibt es auf den Kanaren ebenso wie in den Alpen: Ohne die übliche Inversion auf 1000-1500 Metern, bricht der Wind durch und es föhnt. Warm und relativ sonnig, nur fliegen sollte man lieber nicht. Hier hat sich die sehr kompetente Beratung von Roger Frey (Palmaclub) mal wieder sehr gelohnt, denn das ist alles andere als trivial einzuschätzen. Wir haben dann die sehr schöne und abwechlungsreiche Insel La Palma erkundet.
Als erstes eine ausgiebige 5 Stunden Wanderung durch die Caldera. Wirklich beeindruckend und angestrengend, die Fotos werden dem nicht gerecht. Ebenso eine ausgiebige Lavawanderung: in Gelände, das so aussieht, als wäre es nicht von dieser Welt. Entlang der Vulkankegel bei bis zu 100 km/h Föhnfallwind. Sportlich.
Irgendwann hat der Föhn doch noch Pause gemacht und wir hatten einen sehr schönen Flugtag mit besten Bedingungen vom Campanario Startplatz. Ein weiterer durch Schauer abgekürzter Flugtag rundeten die Wochenausbeute auf La Palma ab.
Insgesamt eine sehr bunte und wechselhafte Woche mit vielen Eindrücken, die belegen, warum La Palma auch "La Isla Bonita" genannt wird. Auf ging es nach Teneriffa mit der Schnellfähre, ein Trimaran, mit gut 50 km/h Fahrgeschwindigkeit. Mal ein anderes Transportmittel, wie gewohnt.
Beides Kanarische Inseln, aber stärker könnte der Kontrast kaum sein: La Palma ist eher übersichtlich mit mäßigem Wander-Tourismus. Teneriffa voller häßlicher Touribunker und auch fliegerisch: Wild, wild, west anstatt schweizerisch-professionell geordnetem Flugbetrieb in familiärer Gruppe.
Vom Wild-west haben wie hier mehr gesehen, als uns teilweise lieb war: Fehlstarts in felsigem Gelände, Gruppen von Franzosen, Italienern und Russen, alle ohne Guide und oft ohne Ahnung, was sie heute erwartet. Er wird schon fliegen - oft stimmts, jedoch 2 Föhntage hatte es auch hier und es wurde natürlich geflogen.
Etwas speziell der Kindertandem mit dem Boomerang GTO und selbstgebastelter Halterung. Bei mäßigem umlaufendem Wind brauchte der 5 Startversuche - ist vielleicht nicht ganz für den Tandemflugbetrieb ausgelegt, die Sichel. 8-)
Insgesamt war Teneriffa fliegerisch deutlich ergiebiger und solider als La Palma. Einfach weil der Teide und dessen gewaltige Hochebene bei Standard-NO-Wind unglaublich viel abblockt. 35 kt NO Wind auf Kammniveau (sehr viel und kaum je fliegbar auch La Palma) mit mäßiger Inversion auf 2200m reicht und hält zuverlässig den Föhn ab. Aber Vorsicht: Bei Nordwind oder Ostwind ändert sich das ziemlich schnell - wir haben uns eher vorsichtig verhalten und die zwei "echten" Föhntage im Vornhinein erkannt.
Ohne Guide, denn der vorher angefragte Guide hatte die ersten Tage einfach keine Zeit trotz Absprache - später brauchten wir ihn dann nicht mehr. 8-;
Wie man sieht, ist es am Hauptstartplatz Taucho oft etwas voll. Kein Problem, in der Luft ist wahrlich genug Platz. Theoretisch sind 100 km flache Dreiecke möglich im Schutz der Berge.
Auf Teneriffa sind wir ca. 2 von 3 Tagen geflogen, am Schluß nach dem Ende der Höhenkaltluft sogar im Luv in Güimar bei fast schon legendären Flugbedingungen. So gute Tage gibt es dort am frisch gemachten Startplatz nicht viele und sogar die Taxifahrer kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus und machten Fotos vom Troubel.
Das Foto zeigt die Landung am Strand: Wohl der beste und einfachste Landeplatz auf Teneriffa und einer trifft trotzdem die Palme. 8-;
Nun ja, der Himmel war auch voll von Tüten nahe der Geländekante. Eine Notwendigkeit, da hinten im Pulk zu fliegen, gab es übrigens nicht, denn es trug noch teilweise 10 km vor der Kante (thermisch), wie nicht nur René schnell herausgefunden hat.
Falls weiter oben den Eindruck entstanden ist, Teneriffa sei häßlich - das gilt nur für die Touristenhochburgen.
Teneriffa ist in jeder Hinsicht eine Insel der Gegensätze: Touribunker und Sonne an der einen Seite, gewaltige Natur, Schnee- und Eiswelten anderswo. Verantwortlich ist vor allem der Teide.
Das Foto entstand auf fast 2500m nahe des Observatoriums. Das Höhentief der letzten 2 Wochen hat zum Eisaufbau beigetragen.
Wir haben unseren langen Kanarenurlaub trotz "irregulärem" Wetter sehr genossen und können die Kanaren im Winter nur wärmstens empfehlen für alle, die keine 10 Stunden+ im Flieger zum Äquator oder zur Südhalbkugel verbringen wollen.
Hasta luego.