Wir schreiben das Jahr 2018 im ostfriesischsten Teil des Landes der niederen Sachsen und es tut sich gar Wundersames: Ein stabiles Hoch setzt sich fest, über eine ganze Woche lang und das im April! Zumindest gefühlt ist so etwas das letzte Mal 1817 passiert, als mein Ur-Ur-Großvater - aber lassen wird das.
Tatsächlich konnten wir es uns nicht verkneifen, sogar mal Mittwochs Nortmoor heimzusuchen, wofür einige unserer seltsamen Fliegerspezies einen Urlaubstag geopfert haben.
Und wie bestellt lieferte das Wetter uns einen sonnenüberfluteten Tag mit ziemlich guter Beteiligung aus dem Verein. Fast ausgebucht und das Mittwochs. Seltenheitswert hat das.
Einzig die für den Frühling ziemlich gebremste Thermik, denn das Hoch war scheinbar erheblich schneller gealtert als vorhergesagt, war nicht ganz nach unseren Vorstellungen. Dafür konnte man die vorhandene Thermik einfach mit der Nase zentrieren, weil auch die Bauern den schönen Tag zu nutzen wußten. Der Thermiktagesrekord lag diesmal bei 440m und 30 Minuten. Immerhin, schön warm und ein angenehmer Thermikflugtag. Prima zum Warmfliegen in den Frühling.
Am Samstag sollte es dann richtig los gehen: Endlich Wochenende und etwas Kaltluft bei ganz schwacher Nordlage versprach uns eine Belebung der Thermik.
Los ging es mit etwas Verzögerung - ja auch die Bauern hatten den Tag wieder für sich entdeckt. Sehr dankbar war unser erster Windenfahrer René darüber, daß man mittlerweile hier die Gülle unter der Ackerkrume verlegt - schließlich stand seine Winde genau neben der ganzen Aktion. Mit kleinen Unterbrechungen ging es also munter in die Lüfte und als erster machte uns Alex vor, wozu Güllethermik taugt. Verkramt sein Vario einfach in der Hosentasche (ausgeschaltet natürlich) und zeigt uns, wie man ganz ohne auch im Flachland auf über 600m aufkurbeln kann. Wahre Nasenfertigkeit. 8-;
Nachdem sich noch zwei Kollegen hinzugesellt hatten, wurde geradezu eine Luftversammlung abgehalten (Alex brüllt: Wie hoch bin ich hier eigentlich - Antwort: unverschämt hoch!).
Es folgte eine rätselhafte Thermikpause, bevor es mit etwas auffrischendem Wind dann noch mal richtig zündete. Eigentlich wollte ich ja den Windenfahrer ablösen, nur meine alte Flugtüte war anderer Meinung und stieg plötzlich mit 2.5 m/s auf über 900m. So ging sich zusammen mit René noch ein schöner kleiner Streckenflug aus. Besser spät als nie.
Gerade gelandet in wunderschön grüner Landschaft, gesellt sich René über mich. Ich dachte schon, um mir Gesellschaft zu leisten.
Falsch gedacht, er wollte mir nur die Nase lang machen und dreht im Schneckentempo aus 150m wieder auf. 100m Höhengewinn in 15 Minuten, das sind wahre Thermik-Bullterrier-Qualitäten. Für ihn ging es danach noch 15 km weiter bis unter Papenburg, gelandet neben dem Provinzbahnhof. Gratuliere.
Ganz so schlecht war ich selber auch nicht gelandet. 800m weiter war die Dorfkneipe mit Gyros, Weißbier und dem Fußball-Topspiel Dortmund-Leverkusen. Genau rechtzeitig zum Ende kam die Rückholung durch Paule. Vielen Dank dafür.
So, das war jetzt ein sehr vielversprechender Frühlingsanfang. Weiter so...