...dann kann er was erzählen:
Unsere alte Winde war langsam in die Jahre gekommen und wie bei jedem alten Auto (und so eine machanische Winde ist aus alten Autoteilen zusammengebaut), nahmen die Reparaturen und Problemchen so langsam überhand. Somit mußten wir über einen Ersatz nachdenken, um nicht bald wegen technischer Probleme am Boden bleiben zu müssen.
1. Beschlußfassung
Am Anfang dieses Projektes stand die Frage, welches Schweinderl Winde hätten Sie denn gerne. Wer die Wahl hat - muß vor allem viele Angebote einholen und feststellen, daß die klassischen Benzinwinden mittlerweile reichlich teuer geworden sind - Corona und der Inflationsplage sei es zu danken.
Hinzu kommt, daß diese mechanischen Winden wartungsanfällig und eigentlich veraltet sind. Und höhere Verbrauchskosten haben. Und schlechter für die Umwelt sind, mehr Krach machen und zuletzt auch noch weniger sicher im Gebrauch sind, wegen der schlechteren Kraftregelung. Also sollte es eine moderne Elektrowinde werden. Der Aufpreis von ca. 25% gegenüber der klassischen Technik konnte uns da auch nicht mehr schrecken - wie wir das Geld aufbringen sollten, wußten wir sowieso noch nicht. Beschlossen haben wir es einfach trotzdem auf unserer Jahreshauptversammlung 2022 (wegen Corona per Telekonferenz).
2. Die Finanzierung
Um ganz ehrlich zu sein, waren wir uns nicht absolut sicher, ob wir das alles hinkriegen können. Schließlich sind wir nur ein kleiner Verein mit ca. 60 Mitgliedern und die Finanzierungslücke war erheblich. Was macht man da? Erst mal die Steuern, ehrm Mitgliedsbeiträge erhöhen. Nur leider wirkt das erst über die Jahre verzögert, also haben wir uns hingesetzt und überlegt - auf Neudeutsch ein "Brainstorming" - und so ging es dann stürmisch los mit der Umsetzung der wilden Ideen:
Letztendlich hat das dank des Engagements vieler Leute viel besser funktioniert, als ich mir je erhofft hatte: Von einigen Euros aus der Portokasse von Amazon (Amazon Smile) bei den Weihnachtseinkäufen, über viele großzügige Spenden unserer Mitglieder (teilweise 4-stellig!), eine Spendenverdopplungsaktion der Sparkasse Oldenburg bis hin zu unseren Hauptunterstützern: der niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung, die uns mit 5000 EUR (!) unterstützt hat und unseres Verbandes DHV, der uns sogar mit 3000 EUR Förderung und einem zinslosen Kredit über 12000 EUR ausgeholfen hat!
Und wie von Zauberhand war das Geld da und schwupps die Winde gekauft. Na ja, fast, ein klein bischen mehr Arbeit war das Ganze schon noch. Denn da war ja noch was, genau, Lieferprobleme:
Gefühlt 100 Telefonate, Rückfragen und Warten, wieder Warten, noch mehr Warten. Und wenn Du es schon selbst nicht mehr glaubst, dann steht sie plötzlich zur Abholung bereit. Aber nur fast...
3. Der Papierkram
Neben den ganzen Anträgen zur Förderung und Finanzierung - letztendlich der geringere Teil des Papierkrams - ist so eine Winde irgendwie auch ein Teilnehmer am Straßenverkehr. Schlußendlich muß sie nunmal transportiert werden, tragen fanden wir zu mühsam, also mit dem Auto.
Aber was ist dieser Anhänger, auf dem die Winde montiert ist, nun genau? Ein Maschienenaufbau auf nem Hänger? Anhänger zur Beförderung von Sportgeräten (klingt nach Pferdeanhänger) oder noch was anderes? Wir wußten es nicht so genau. Die Versicherungen auch nicht, aber es macht bei den Beiträgen einen deutlichen Unterschied. Acki hat diese Hürden unermüdlich überwunden nach dem Motto: Was nicht paßt wird passend gemacht.
4. Die Überführung
Wenn man keine Spedition beauftragen will (teuer), dann braucht man hilfsbereite Mitglieder. Von Nürnberg ist es durchaus ein paar km bis an den Nabel der Welt - Ostfriesland. Warum auch immer das so weit ist.
Zum Glück war Jürgen gerade im Urlaub und sogar bereit, die Winde auf dem Rückweg mitzubringen. Und auch wenn das halbwegs auf dem Weg lag, ist so eine Winde kein Federgewicht und Dich überholt mit so einem fetten Anhänger jede Schnecke der Gattung Gastropoda Turbinidae Turbo auf der linken Spur der Autobahn. Nochmals danke dafür!
Acki hatte auch noch seinen kleinen Aufreger, denn die Post ist nicht mehr, was sie mal war. Letztendlich kam aber sogar das Nummernschild noch rechtzeitig bei Jürgen an. Und so spielten sich schließlich auf unserer Weihnachtsfeier gar seltsame Szenen ab: Das Restaurant dachte schon, wir flüchten vor der Rechnung und die Anwohner haben sich angesichts der Jubelschreie vermutlich gefragt, was wir gerade geraucht hatten, aber da stand sie dann endlich, unsere neue Elektrowinde nach langer Fahrt teilweise durch die Nacht und im Slalom um die Regengebiete herum.
Ende gut, alles gut? Fast...
5. Nacharbeiten
Irgendwas ist immer noch zu tun, bevor man wirklich loslegen kann. Zum Beispiel so Kleinkram wie Kabel besser sortieren, hier und da eine Abdeckung oder die Trommeln der Winde richtig auswuchten, denn wie der Wackeldackel wollten die Windenfahrer sich lieber nicht auf der Winde fühlen.
Zum Glück gibt es noch Experten, die so was können und so wurde unsere Winde wieder etwas schwerer und läuft jetzt wackelfrei.
Das mußte natürlich gebührend und den Temperaturen angemessen gefeiert werden. Wat mutt dat mutt.
6. Jungfernflug
Leider ist das Wetter in Ostfriesland - vor allem im Winter - nicht immer ganz so liebenswert. Erfindungen wie der berühmte Ostfriesennerz kommen nicht von ungefähr. Aber das hat die Menschen hier noch nie lange aufhalten können, der Nationalstolz ist hinreichend ausgeprägt und natürlich hat der Einweihungsflug nicht lange auf sich warten lassen.
Bisschn kalt wars, die Winde tuts. Alles gut.
7. Ausblick
Außer uns wie Bolle auf den Frühling zu freuen, wenn wir endlich unsere neue Winde ausgiebig und ohne Frostbeulen testen können, haben wir uns noch ein paar Dinge zum Zeitvertreib im Winter vorgenommen.
Neben einem standesgemäßen Ansitzbock auf dem Windenanhänger ist eine Abdeckplane mit Gestell zum sicheren Transport geplant - denn die der ostfriesischen Landschaft eigene Neigung zu gelegentlichen Regenschauern werden wir nicht abschaffen können.
Außerdem ist vom Hersteller eine Fernbedienung der Winde in Entwicklung, die es dem Windenfahrer erlaubt, neben dem Piloten zu stehen beim Start. Unserer Meinung nach wieder ein deutlicher Sicherheitsgewinn - zumal wir alle älter werden und unsere Augen auf 800-1300m Entfernung daher nicht besser.